Benzinpreise: Entwicklung und Geschichte
Schaut man sich die Entwicklung der Benzinpreise seit 1950 an, so erkennt man, dass sich seit dem Beginn der 70er-Jahre die durchschnittlichen Spritpreise ungefähr vervierfacht haben. Die untenstehende Grafik verdeutlicht sehr anschaulich, dass man für einen Liter Superbenzin noch vor vier Jahrzehnten einen Bruchteil dessen bezahlen musste, was man heute dafür an der Tankstelle ausgeben muss.
Deutlich zu erkennen sind diverse Preisanstiege und -spitzen, so etwa zwischen 1981 bis 1984, dann noch einmal ein sehr deutlicher Anstieg zwischen 1998 und 2000 sowie zwischen 2009 und 2012.
Die Entwicklung der Benzinpreise hat immer etwas mit wirtschaftlichen und politischen Ereignissen weltweit – und besonders in den erdölexportierenden Ländern – zu tun. Deutschland selbst hat nur sehr geringe Erdölvorkommen. So sind wir abhängig von erdölfördernden und -produzierenden Staaten wie Russland, Norwegen, Libyen und Großbritannien, die unsere Haupthandelspartner für Rohöl sind. Weitere Bezugsquellen sind unter anderem die USA, Irak, Kasachstan und Nigeria.
Welche Faktoren beeinflussen die Benzinpreise in Deutschland?
Generell kann festgestellt werden, dass deutliche Schwankungen in den Kraftstoffpreisen immer im Zusammenhang stehen mit Angebot und Nachfrage, vor allem aber auch durch geopolitische Faktoren wie Umweltkatastrophen, militärische Interventionen und die Preispolitik der OPEC (Organisation der erdölexportierenden Länder) beeinflusst werden. Dem Handelsabkommen OPEC gehören insgesamt 15 Staaten an, darunter alle Länder in Afrika (bis auf Ecuador und Venezuela) und des nahen Ostens.
So kann man sehen, dass während und nach den zwei Ölkrisen die Preise zwischen 1973 und 1975 deutlich anstiegen und dann noch einmal Anfang der 80er Jahre, als der 1. Golfkrieg ausbrach.
2008 erreichte der Rohölpreis einen neuen Höchststand. Beeinflussende Faktoren für die extreme Steigerung der Benzinpreise der davorliegenden Jahre sind die stark gestiegenen Nachfragen von Ländern wie China und Indien sowie Krisen wie der Irak-Krieg, der Afghanistan-Krieg und die Kriege im Kongo.
Während der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 wurde eine bis heute stark umstrittene Fördermethode entwickelt: das Fracking. Die Ölproduktion stieg sehr stark an, demzufolge sank der Ölpreis und in direkter Folge damit auch die Benzinpreise. 2009 kostete der Liter Super-Benzin zeitweilig nur noch 1,25 Euro und der Liter Diesel sank bis auf ca. 1,10 Euro herab.
Danach stiegen die Preise innerhalb der nächsten Jahre aber wieder kontinuierlich an, bis sie schließlich 2012 bisher nie gekannte Höchstpreise erreichten. Ein Liter Super kostete zu dem Zeitpunkt durchschnittlich ca. 1,64 Euro.
Von 2012 bis 2016 sanken die Preise wieder. Die OPEC beschloss daher als Gegenmaßnahme im Jahr 2016, die Fördermengen an Öl deutlich zu kürzen, um dem weiteren Preisverfall entgegenzuwirken.
Warum ist der Spritpreis von Benzin und Diesel in Deutschland so hoch?
Deutschland hat im Vergleich zu anderen Ländern sehr hohe Preise. Ähnlich hoch sind die Preise noch in anderen EU-Ländern wie Belgien, Niederlande, Frankreich oder Italien. Günstiger wirds dagegen z. B. in Ungarn, Tschechien oder Spanien.
Die hohen Preise begründen sich darin, dass alle diese Länder keine oder nicht nennenswerte Erdölproduktion aufweisen. Länder wie die USA oder Kanada, die sehr hohe Ölförderung und große Erdölreserven aufweisen, haben bedingt durch die gute Verfügbarkeit deutlich niedrigere Benzinpreise. In Deutschland entfallen allein mehr als zwei Drittel des Benzinpreises auf die Steuerabgaben wie die Mehrwertsteuer, die Ökosteuer, die Mineralölsteuer und ganz neu nun auch die CO2-Steuer. Allgemein kann man sagen: Reichere Länder haben höhere Preise (mit Ausnahme der USA, die als wirtschaftliches Land dank der eigenen Erdölförderung auch niedrigere Benzinpreise haben) und ärmere Länder sowie die erdölproduzierenden und erdölexportierenden Länder haben eher niedrigere Preise.
Die aktuelle Benzinpreisentwicklung seit Corona-Beginn
Seit Beginn der Covid-19-Pandemie Anfang 2020 sanken die Benzinpreise und pendelten sich irgendwo im Bereich zwischen 1,20 Euro und 1,30 Euro ungefähr ein während des letzten Jahres. Das lag zum einen an der beschlossenen Mehrwertsteuer-Senkung von 19 auf 16 Prozent, die natürlich auch Auswirkungen auf die Kraftstoffpreise an den Tankstellen hatte.
Seit Beginn des Jahres 2021 steigen die Preise aber wieder deutlich an. Woran liegt das? Hier spielen mehrere Faktoren eine Rolle:
- Die im Jahr 2020 beschlossene Senkung der Mehrwertsteuer um 3 Prozent lief Ende des Jahres aus. Damit ist sie seit dem 01.01.2021 wieder auf dem alten Mehrwertsteuer-Niveau und die Autofahrer zahlen wieder die üblichen Mehrwertsteuersätze auf Kraftstoffe.
- Es gibt seit Jahresbeginn eine neue Steuer, die in den Benzinpreis mit hineingerechnet werden muss: die CO2-Steuer. Pro verursachter Tonne CO2 müssen 25 Euro bezahlt werden. Daher haben sich laut dem ADAC die Preise bei Super E10 im Schnitt um 7,7 Cent und bei Dieselkraftstoff um ca. 7,6 Cent pro Liter verteuert. Du kannst Dir also ab jetzt schon mal den Jahreswechsel immer vormerken. Die CO2-Steuer wird jährlich angehoben, es ist also ab jetzt immer mit einem Anstieg der Benzinpreise zum Jahresbeginn zu rechnen.
- Der Ölpreis ist gestiegen. Gerade in den ersten Monaten der Corona-Pandemie kam es zu einem regelrechten Einbruch im Transportwesen und auch in der Tourismus-Industrie. Die Wirtschaft wurde quasi runtergefahren, das ließ den Ölpreis wiederum auf ein Rekordtief sinken. Inzwischen steigt er aber wieder, weil man an der Börse in Rotterdam auf ein baldiges Ende der Pandemie hofft und damit auf ein Ende der coronabedingten (Mobilitäts-)Einschränkungen. Die Hoffnung auf einen baldigen Wirtschaftsaufschwung lässt also die Ölpreise wieder kräftig steigen.
- Extremwetter-Phänomene lassen in den USA die Ölförderung stocken und damit die Preise steigen. Experten schätzen, dass ab April wieder mehr Öl gefördert wird und damit die Chancen auf wieder fallende Benzinpreise für den Verbraucher in Sicht sind.
Es lohnt sich also, gerade in den kommenden Wochen einen aufmerksamen Blick auf die Entwicklung der Benzinpreise in Deutschland zu werfen. Gute Benzinpreis-Vergleichsapps und -seiten helfen dabei, den Überblick zu behalten und immer den möglichst günstigsten Spritpreis beim nächsten Tanken zu erwischen.